Frerotech: Erforschung von AI in der CAM

Frerotech
Stefan van Bergen
Frerotech: Erforschung von AI in der CAM

Die niederländische Fachzeitschrift Vraag & Aanbod interviewte den niederländischen Hersteller Frerotech über dessen Einsatz der CAM Assist von CloudNC. Eine Übersetzung des Originalartikels folgt unten, mit Erlaubnis.

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Frerotech mit Sitz in Elsloo in den Niederlanden erforscht, wie künstliche Intelligenz bei der Programmierung von Fräsmaschinen helfen kann. Das Unternehmen testet die Software CAM Assist von CloudNC, die auf der Grundlage von AI automatisch CNC-Programme erstellt. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend - aber echtes handwerkliches Geschick bleibt unerlässlich.

Intelligentere Programmierung mit AI

Seit Sommer 2025 arbeitet Frerotech mit CAM Assist von CloudNC, integriert in Autodesk Fusion. Die Software analysiert 3D-Geometrien, Werkzeuge, Vorrichtungen und Maschinendaten und schlägt automatisch eine Bearbeitungsstrategie vor.

"Bei einigen Teilen hat das Programm gleich beim ersten Mal perfekt funktioniert", sagt Stefan van Bergen, Maschinenbauingenieur und Vertriebsleiter bei Frerotech, über die ersten Tests. "Wir mussten nichts ändern. Aber es gab auch Fälle, in denen wir noch größere Korrekturen vornehmen mussten. Selbst dann spart es Zeit - denn eine Korrektur ist immer schneller als eine Neuprogrammierung."

Frerotech nutzt die AI derzeit auf Probe.

"Wir sehen die KI nicht als Ersatz für den Programmierer, sondern als Hilfsmittel", sagt Van Bergen. "Lassen Sie die AI die sich wiederholenden Arbeiten erledigen - Schlichten, Schruppfräsen, Bohren -, damit sich der Zerspaner auf die wichtigen Details konzentrieren kann."

Von VISI CAD zu Fusion

Der Wechsel zu Fusion war mit einigen Hürden verbunden. Frerotech arbeitet traditionell mit VISI CAM, einem weniger bekannten Paket, das bei Formenbauern beliebt ist. "Wir verwenden immer noch VISI", erklärt Van Bergen. "Aber um CloudNC zu nutzen, mussten wir auf Fusion umsteigen, was bedeutet, dass die Mitarbeiter eine spezielle Schulung benötigen."

Obwohl Fusion viel billiger ist, war der Übergang nicht nur finanziell. "Es erfordert auch eine andere Denkweise", sagt Van Bergen. "Für ältere Maschinenbediener ist das gewöhnungsbedürftig, jüngere passen sich leichter an."

Ein Universitätspraktikant verglich letztes Jahr mehrere CAM . Aufgrund der Funktionalität und der Entwicklungsgeschwindigkeit entschied sich Frerotech für CloudNC. "Seit Juli 2025 arbeitet unser erster Maschinist damit", fügt Van Bergen hinzu. "Er ist jung, begeistert und lernt schnell."

Von null bis 95 Prozent Zeitersparnis

Die Testergebnisse sind sehr unterschiedlich. "Wir haben Teile, bei denen das Programm auf Anhieb zu 100 Prozent korrekt ist", sagt Van Bergen. "Und andere, wo vielleicht nur die Hälfte brauchbar ist." Den Messungen zufolge spart Frerotech zwischen 60 und 90 Prozent der Programmierzeit, mit Spitzenwerten von bis zu 95 Prozent. "Das gilt nur für die Programmierzeit, nicht für die Maschinenzeit", betont Van Bergen.

Die größten Vorteile ergeben sich bei Standardoperationen. "Ein erfahrener Zerspanungsmechaniker weiß, wann ein Material innere Spannungen aufweist oder wie eine Wand reagiert", sagt er. "Man sieht erst, wie sich ein gewalztes Material verhält, wenn man mit dem Schneiden beginnt. Die AI kann das nicht erkennen. Aber für all diese sich wiederholenden Schritte leistet die Software großartige Arbeit."

Die Rolle der Daten- und Datenbankqualität

Der Erfolg hängt stark von der Datenbank ab, die die AI speist. "Das Wichtigste ist, dass die Grundlage perfekt ist", erklärt Van Bergen. "Ihre Werkzeuge müssen mit den richtigen Geschwindigkeiten und Vorschüben eingegeben werden. Die Vorrichtungen und Spanner müssen eins zu eins der Realität entsprechen. Wenn das richtig eingestellt ist, werden die Ergebnisse sofort besser." Frerotech hat festgestellt, dass jedes CloudNC-Update Fortschritte bringt. "Während unserer Testphase wurden mehrere Updates veröffentlicht - und wir sahen sofort deutliche Verbesserungen." Die aktuelle Version 2.0 von CAM Assist bietet eine intuitivere Benutzeroberfläche und Unterstützung für 3 + 2-Achsen-Bearbeitung. "Es handelt sich noch um eine Beta-Version mit einigen Kinderkrankheiten", sagt Van Bergen. "Aber wir haben einen guten Kontakt zu CloudNC; sie reagieren schnell auf Feedback und sind offen für Vorschläge."

Umgang mit sensiblen Daten

Ein wichtiger Aspekt ist, dass CAM Assist in der Cloud arbeitet. Die Software sendet Geometriedaten zur Berechnung an einen Server, aber nach Angaben des Anbieters niemals vollständige Modelle. "Sie sagen, dass nur Teilgeometrien hochgeladen werden, so dass kein vollständiges Produkt rekonstruiert werden kann", erklärt Van Bergen. "Trotzdem bleiben wir vorsichtig. Für Kunden, die unter NDAs stehen, verwenden wir es noch nicht. Im Moment wenden wir es nur bei weniger sensiblen Teilen an."

Von der Prüfung zur Produktion

Frerotech wird die Tests in den kommenden Monaten fortsetzen. Bis Anfang 2026 soll der erste Zerspaner CloudNC regelmäßig für Kundenteile nutzen. "Der Plan ist, schrittweise zu expandieren", sagt Van Bergen. "Ich gehe davon aus, dass innerhalb eines Jahres mehrere Zerspanungsmechaniker damit arbeiten werden - aber wir müssen abwarten, wie es sich entwickelt. Sobald die Einrichtung fertig ist, kann der Zerspanungsmechaniker schneller an die Maschine gehen und mehr produzieren. Darin liegt der wahre Gewinn."

Präzisionsunternehmen mit breitem Fundament

Frerotech wurde im Jahr 2001 gegründet und beschäftigt zwölf Mitarbeiter. Die Wurzeln des Unternehmens liegen im Formenbau für die Thermoform-Industrie, d. h. in der Herstellung von Kunststoffschalen für Verpackungen. Dieser Markt ist kleiner geworden, aber Frerotech liefert immer noch weltweit, auch nach Brasilien und Saudi-Arabien. Heute konzentriert sich das Unternehmen auf Monoparts - einzelne Präzisionskomponenten - für Branchen wie die ASML-Lieferkette, die Luft- und Raumfahrt, die Medizintechnik und den Maschinenbau. Frerotech liefert nicht direkt an ASML, sondern arbeitet für Tier-1-Modulhersteller.

Da ASML-Komponenten extreme Reinheit erfordern, hat Frerotech einen kleinen Reinraum, oder wie Van Bergen ihn nennt, einen Grauraum, gebaut. "Dort gibt es einen Fließschrank, in dem wir bis zur ASML-Reinheitsstufe 2 arbeiten können", sagt er. "Dort montieren wir saubere Einsätze, bevor die kompletten Produkte weiter gereinigt werden." Der Maschinenpark besteht komplett aus Hermle-Fräsmaschinen, die mit verschiedenen Automatisierungssystemen von BMO, Hermle und einem Cobot ausgestattet sind. "Wir können die Maschinen am Freitagabend mit mehreren Produkten beladen, und am Montagmorgen sind sie fertig", sagt Van Bergen. "So nutzen wir unsere Kapazitäten voll aus."

Das Gleichgewicht zwischen AI und Handwerkskunst

Für Frerotech ist die Einführung von AI keine Revolution, sondern ein logischer Schritt zur weiteren Automatisierung der Werkstatt. "Wir sind ein kleines Unternehmen", sagt Van Bergen. "Unsere Mechaniker machen alles - Programmieren, Einrichten, Fräsen, Messen. Wenn AI die Programmierzeit verkürzen kann, gewinnen wir wertvolle Stunden an der Maschine." Dennoch bleibt menschliches Können unverzichtbar. "Das richtige Gespür für Material und Präzision wird immer vom Maschinenführer kommen", schließt er ab. "AI kann helfen, aber das handwerkliche Können macht den Unterschied.